Samstag, 17. Januar 2009

Schuldig am Leben und Jude zu sein


In Deutschland wird auf den Straßen und in den Medien gegen den Krieg im Gazastreifen protestiert, ein Konflikt einer Größenordnung, der, wäre nicht der Über-Jude Israel beteiligt, allenfalls im Feuilleton enden würde. Die Putzens, Marxens und Kühntopps der Qualitätsmedien erleben einen Dauerorgasmus, während die Straße sogar noch offener ihre antisemitischen - Verzeihung: antizionistischen - Ressentiments raushängen darf, ohne dabei fürchten zu müssen, von der Polizei gestört zu werden, von den üblichen Internet-Schmierlappen wie Erhard Arendt oder Jochen Hoff (keine Links, bitte googeln!) nicht zu reden. Die Polizei tut alles, um zu "deeskalieren", d.h. in vorauseilendem Gehorsam den tapferen Friedensbewegten alles aus dem Weg zu räumen, was diese ärgern könnte (z.B. eine Fahne Israels) denn sie könnten ja sonst böse werden. Alex Feuerherdt schreibt in der Jungle World:

Auf die Idee, den Terror der Hamas gegen Israel und die Demonstrationen ihrer Anhänger in Deutschland und Europa als antisemitisch zu bezeichnen, kommt dagegen niemand. Im Gegenteil beteiligen sich Linke und Friedensbewegte vielfach auch noch an den wohl größten judenfeindlichen Aufmärschen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, und nicht einmal hinterher kommt ihnen ein Wort der Distanzierung über die Lippen. Zwar betont man bisweilen so routiniert wie großzügig, der jüdische Staat habe ein »Existenzrecht«. Wenn er dieses aber – wie im Gaza-Streifen – auch militärisch verteidigt, handelt er sich mindestens den Vorwurf der »Unverhältnismäßigkeit« ein, wenn nicht gleich von »Massakern« oder einem »Völkermord« die Rede ist. Die muslimischen und palästinensischen Demonstranten hingegen, die zu Holocaust-Vergleichen greifen und Israel nichts als Tod und Verderben wünschen, können nicht nur mit Verständnis rechnen, sie erfahren auch noch Unterstützung durch ihre deutschen Bündnispartner.
Also wie war das denn nochmal mit dem pösen Israel? Dieser Moloch im Nahen Osten, der kleine Kinder frisst und die armen Araber aus ihrer angestammten Heimat vertreibt. Hier noch einmal holzschnittartig einige Eckdaten:

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Nahen Osten das Familiensilber des Britischen Völkerbundmandats verscherbelt. Den größten Teil hatten sich allerdings schon 1923 die Haschemiten unter den Nagel gerissen, der schäbige Rest wurde 1947 von der UNO verteilt, ein Plan, dem die Juden (zähneknirschend, weil er sie benachteiligte) zugestimmt hatten, die Araber nicht, weil sie überhaupt keine Juden irgendwo wollten. Nach dem Abzug der Briten und der Proklamation des Staates Israel, erklärten, ohne viel Zeit zu verlieren, Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien dem neuen Staat den Krieg. Gegen alle Wahrscheinlichkeit obsiegte Israel und machte deutliche Gebietsgewinne. Beides hat man ihm nie verziehen.

Die folgenden Kriege von 1956, 1967 und 1973 waren auf arabische Aggression zurückzuführen und Israel hat - militärisch - jeden gewonnen (und nein, nicht mit Hilfe der USA, die haben das winzige Land immer und immer wieder jämmerlich im Stich gelassen). Die sogenannten besetzten Gebiete (Gaza, die Golanhöhen und die Westbank) hat Israel im Sechstagekrieg erobert. Für jede andere Nation gilt völkerrechtlich, dass Land, das in einem Verteidigungskrieg gewonnen wurde, dem Sieger gehört, nicht aber für Israel, den Über-Juden. Was für andere Länder "Gebietsgewinn" heißt, sind hier "besetzte Gebiete" und Hunderttausende von Friedensfuzzis machen sich, vor allem in Deutschland, einen Knoten in den Schlüpfer deswegen.

Man kann davon ausgehen, dass etwa ebenso viele Araber heimatlos wurden, wie Juden aus arabischen Ländern vertrieben wurden: Letztere sind heute zuverlässig "judenrein", während die arabischen Bürger in Israel das Wahlrecht haben und dafür dann von allen gut und recht (Verzeihung: links!) Denkenden Apartheidsstaat genannt wird. Israel hat die jüdischen Flüchtlinge aus der arabischen Welt, von denen man - warum nur? - fast nie etwas erfährt, integriert, die arabischen Palästinenser wurden von ihren arabischen Brüdern als ewige Flüchtlinge werbewirksam in Flüchtlingslagern (tatsächlich Städten) untergebracht, Pässe wurden ihnen (außer in Jordanien) verweigert. Sie sind auch die einzige Flüchtlingsgruppe, die noch nach Jahrzehnten ihren Status hat, einschließlich ihrer Kinder und Kindeskinder, auch sind sie die einzigen, für die es eine separate Flüchtlingsorganisation bei der UNO, die UNRWA, gibt. Auch hier drängt sich die Frage auf, was ihnen wohl diese Sonderstellung eingebracht haben mag.

Interessanterweise gibt es eine palästinensisch-arabische Identität erst seit 1967. Auch hier kann man, wenn man denn will, fragen, warum. Die Israelis haben die besetzten Gebiete nämlich nicht Arafat und seinen Mördern abgenommen, sondern Ägypten und Jordanien. Übrigens, unter der pösen israelischen Besatzung wuchs die Lebenserwartung der Männer von 44 auf 63, die der Frauen von 46 auf 67 Jahre. Die Kindersterblichkeit sank von 170/1000 auf 60/1000 und Malaria wurde unter der Besatzung ausgerottet. Der Prozentsatz der Analphabeten betrug vor 1967 27,8% bei den Männern und 65,1% bei den Frauen. 1983 war der Prozentsatz der Analphabeten auf 13,5% bzw.38,9% gesunken. Auch das hat man den Juden nie verziehen.

Wurde der Staat Israel als Folge des Holocaust gegründet? Haben Juden und Araber vor der Gründung friedlich im Nahen Osten zusammengelebt? Nein und nein. Das wundersame Erwachen einer palästinensisch-arabischen Identität fand erst nach 1967, fast 20 Jahre nach der Gründung des Staates Israel, statt, und die Tatsache, dass es bereits lange vor derselben Staatsgründung Massaker von Arabern an Juden gab, z.B. das von Hebron 1929, beweisen das Gegenteil.

Das Gegenteil beweist auch die Person des Hadsch Amin al-Husseini, ein "Geistlicher" und palästinensisch-arabischer Nationalist aus guter Familie. Er war bekannt als Großmufti von Jerusalem, ein eigentlich nichtexistierender Titel, zu dem ihm die Briten verholfen hatten, die die Juden auch nicht mochten. Hadsch Amin spielte eine Hauptrolle beim arabischen Widerstand gegen die zionistischen Ziele in Palästina und bei der Mobilisierung von Moslems für die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Er erlangte Gehör und Sympathie im deutschen Führungszirkel, wurde von Hitler, der nicht gegen alle Semiten etwas hatte, empfangen, bekam seine eigene SS-Division, die "Handzar", und bestritt für die Nazis Propaganda und Rekrutierungen. Es wird spekuliert, dass er Hitler bei der Durchführung des Holocaust noch angestachelt hat.


Den Krieg verbrachte er bequem in Deutschland, Reisekosten gingen aufs Auswärtige Amt. Nach dem Krieg wurde er in mehreren europäischen Staaten als Kriegsverbrecher gesucht, fand aber, wie andere Naziverbrecher auch, in Ägypten Asyl, wo er seine Ziele weiterverfolgte und politischer Mentor der arabischen Palästinenser wurde. 1974 starb er unbehelligt und in biblischem Alter. Das Leben ist nicht gerecht. Er soll ein Großonkel Arafats gewesen sein, sein Vorbild war er sicher.

Dass der Staat Israel auf der voll funktionsfähigen administrativen Infrastruktur des Yishuv, der Organisation der Juden in Palästina seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nur noch aufzusetzen brauchte, sollte auch nicht unerwähnt bleiben.

Doch zurück nach Gaza! 2005 wurde der Gazastreifen an die Palästinenser übergeben. "Land für Frieden" - ach wenn es doch so einfach wäre! Das erste, was die Araber daraufhin taten, war, die intakte Infrastruktur, die die Israelis geschaffen und intakt hinterlassen hatten, zu zerstören. Man kann nur vermuten warum, vielleicht, weil sie sich von Juden nichts schenken lassen wollten, vielleicht, weil sie unheilbar blöd und blöderweise unzivilisierbar sind, vielleicht aus beiden Gründen.

Gaza Gewächshaus während...


...und nach der israelischen Besatzung.


 Und nun vergießt die Welt Krokodilstränen darüber, dass sie arm sind, und das ist - ach wer hätte das gedacht - die Schuld Israels, des Über-Juden.

Dann begannen die friedfertigen Palästinenser, die doch in ihrem, nun ganz eigenen, Gazastreifen nur ihr Gemüse ernten und an Blumen riechen wollten, von dort aus Israel zu beschießen und dachten, vermutlich weil sie unheilbar blöd und blöderweise unzivilisierbar sind (siehe oben) und außerdem mit der Unterstützung aller Welt rechnen durften, dass sie damit ewig davonkommen würden. Lange Zeit war das auch der Fall, weil die unverantwortliche israelische Führungselite nicht wollte, dass die Welt schlecht von ihr denkt. Vor etwa einem Jahr errichtete dann auch Ägypten eine "Schandmauer", um die Palästinenser in Gaza und effektiv aus Ägypten herauszuhalten, nur dass der friedensbewegten Weltpresse samt Öffentlichkeit das am Allerwertesten vorbei ging, schließlich ging es ja nicht um den Über-Juden.


Im Juli 2008 erschütterten dann wieder einmal Bombenanschläge und Selbstmordattentate den Gazastreifen, Raketen- und Mörserangriffe auf israelische Städte wurden fortgeführt. Während der verabredeten Waffenruhe wurden mindestens 239 Raketen- und 185 Granatenangriffe gezählt, alleine am 17. Dezember erfolgten 24 Angriffe. Israel drohte wieder einmal mit Selbstverteidigung, was von der Hamas als Verletzung der vereinbarten Waffenruhe und Provokation bezeichnet wurde. Am 27. Dezember 2008 begann die israelische Armee als Reaktion auf den Raketenbeschuss Israels durch die Hamas die "Operation Gegossenes Blei", über die wir hier reden, und nun jammert die Welt über die (arabischen) Opfer der Auseinandersetzung, vor allem diejenigen, die immer schon lieber über die "Schandmauer" (die der Israelis), als über israelische unschuldige Opfer geredet hatten. Kein Wort darüber, dass sich Terrorgruppen wie die Hamas hinter Frauen, Alten und Kindern verschanzen, Kinder als Kombattanten missbrauchen, desgleichen Ärzte, Sanitäter und Krankenwagen, kein Wort darüber, dass eine zivilisierte Gesellschaft - wie Israel - ihre Bürger, z.B. durch Einrichtung von Bunkern, schützt, etwas, wozu die arabische Seite nicht bereit oder in der Lage ist.

Aber gibt es sie überhaupt, die israelischen unschuldigen Opfer? Allein die Tatsache am Leben und Jude zu sein, ist ganz offenbar ein Straftatbestand, dessen Erfüllung nur durch den Tod gesühnt werden kann. Zur Not tut es auch krasser Selbsthass, wie etwa der eines Norm Finkelstein oder Noam Chomsky, um sich gegenüber der Welt zu exkulpieren und, wie Henryk Broder einmal sinngemäß sagte, sich einen Fensterplatz im nächsten Zug nach Auschwitz zu verschaffen.

Im April 2002 fand in der Stadt Jenin (auch so ein "Flüchtlingslager") im Zuge der "Zweiten Intifadah" eine Schlacht statt. Die Israelis hatten den für ihre Truppen ungleich gefährlicheren Straßenkampf einer Bombardierung aus der Luft vorgezogen, um die arabische Zivilbevölkerung zu schonen. Am Ende waren, nach Schätzungen der UN, 23 Israelische Soldaten und 52 Palästinenser tot. Das Blut dieser jungen Soldaten komme über die damalige politische und militärische Führung Israels. Was schrien die verkommenen Medien? Massaker!

Golda Meir, israelische Ministerpräsidentin, hat es auf einer Pressekonferenz in London 1969 am besten gesagt: "Frieden wird es geben, wenn die Araber ihre Kinder mehr lieben, als sie uns hassen." ("Peace will come when the Arabs will love their children more than they hate us") und vor dem National Press Club in Washington 1957 als Außenministerin: "Wenn es Frieden gibt, werden wir den Arabern vielleicht noch rechtzeitig verzeihen können, dass sie unsere Söhne getötet haben. Aber es wird schwieriger für uns sein, ihnen zu verzeihen, dass sie uns gezwungen haben, ihre Söhne zu töten." ("When peace comes we will perhaps in time be able to forgive the Arabs for killing our sons. But it will be harder for us to forgive them for having forced us to kill their sons.") (Danke Liza!)

Ich habe vergessen, von wem das Zitat stammt, dass es Frieden gäbe, wenn die Araber die Waffen niederlegen würden, würden die Israelis dagegen die Waffen niederlegen, gäbe es kein Israel mehr. Wahr ist es dennoch. Aber das hat "natürlich" nichts mit der Forderung nach einer einseitigen Waffenruhe an Israel zu tun...

Am Ende noch eine Frage: Warum lassen andere Tote die Welt kalt?

Am 16. September 1967 z.B. hat König Hussein ibn Talal von Jordanien viele Tausend (die Zahlen variieren zwischen drei- und zehntausend) Palästinenser abschlachten lassen, weil sie seine Herrschaft bedrohten. Niemanden interessierte es. Es waren schließlich Araber, die Araber umbrachten und es ist ja nicht etwa so, dass man Araber wirklich leiden mag, hier in Deutschland oder anderswo. Die interessieren nur als Opfer von Juden.

Noch eklatanter ist der Fall des kanadischen Generals Roméo Dallaire, von 1993 bis 1994 Kommandeur der Blauhelme in Ruanda. Dallaire war (und ist) ein seltener Man, er hat ein Gewissen. Über seiner Mission ist er - buchstäblich - verrückt geworden. Zweimal hat er versucht, Selbstmord zu begehen, in der Überzeugung, eine Mitschuld an dem Genozid zu tragen. Er hätte, so sagte er, mit 5000 Mann den Völkermord der Hutu an den Tutsi vermutlich stoppen können. Er hat sie nicht bekommen. In Ruanda fand 1994 mit dem Völkermord an den Tutsi der größte Genozid nach dem Zweiten Weltkrieg statt, und die Welt hat zugeschaut. Binnen 100 Tagen wurden zwischen 800.000 und einer Million Menschen bestialisch abgeschlachtet. Aber wen interessieren schon ein paar Hunderttausend tote Neger, wenn man nicht Israel, den Über-Juden oder Amerika, den Ersatz-Juden, für ihr Schicksal verantwortlich machen kann.

Jede Berichterstattung über Gaza lässt mich nur noch die Kloschüssel umarmen.